Xorg war ziemlich mies gelaunt. Sein schönes Schiff total hinüber, die Freundin weggelaufen ... wenn man in diesem Fall überhaupt von "laufen" sprechen konnte. Schleimige Protoplasmakuh! Xorg schüttelte sich und trank sein Bier aus. Er wußte nicht mehr, wieviele es waren, aber es waren genug, daß er nicht mehr wußte, wieviele es waren. Trotzdem war er sich ziemlich sicher, daß er noch eins brauchen könnte, also kaufte er es. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, daß der Typ neben ihm ihm tatsächlich was hinhielt, und weil er auch das brauchen konnte, nahm er es. Seine Mutter selig hatte ihn immer davor gewarnt, Sachen von Leuten mit einer anderen Stoffwechselbasis anzunehmen, aber das war ihm heute scheißegal, und so kippte es ihn ziiiemlich aus den Latschen. Ursprünglich dachte er, er würde gleich vor seinen Schöpfer treten, was ihm in diesem Moment verdammt schlecht reingelaufen wäre, aber er war doch härter im Nehmen, als er gedacht hatte. Der Barmann glotzte ihn an, und Xorg glotzte blöd zurück, bis er entdeckte, daß er noch etwas zu trinken vor ihn hingestellt hatte. Das Zeug wechselte alle paar Augenblicke die Farbe, und obendrauf blubberte und rauchte es. Xorg konnte sich nicht erinnern, daß er das bestellt hatte, aber weil er sein Bier sowieso nicht mehr finden konnte, bezahlte er es und ging ein ruhiges Plätzchen suchen.
Das mit der Schleimpfütze auf dem Boden war nicht seine Schuld; als er darauf ausrutschte, streckte er automatisch den Arm aus, um sich irgendwo festzuhalten. Bereits als er merkte, daß das, was er erwischt hatte, sich irgendwie seltsam knorpelig tentakelähnlich anfühlte, dämmerte ihm was Ungutes.
"Okay, Mann, tut mir leid, ja? Reg dich nicht auf, du hast ja noch ein paar Augen ..."
Fünf? Sechs?
Das Zählen fiel Xorg verdammt schwer. Er schwatzte noch ein Weilchen weiter, aber als er merkte, daß der andere sowieso zu weggetreten war, um irgendwas mitzubekommen, hörte er auf und klaute ihm stattdessen sein Glas, weil er vergessen hatte, wo sein eigenes hingekommen war. Als er es getrunken hatte, konnte er seine Kopfschmerzen nicht mehr ignorieren, und er suchte in seinen Taschen, bis er eine Tablette gefunden hatte. Er wußte zwar nicht, was es war, aber sie sah nett aus, irgendwie freundlich, und so schluckte er sie.
Als er einige Zeit später wieder zu sich kam, war das Schädelweh überraschenderweise verschwunden. Xorg sortierte seine übrigen Sinneseindrücke und stellte fest, daß ihn der pinkfarbene Qerl neben ihm offenbar schon die ganze Zeit vollquasselte.
"Scheiße, sag ich dir, Mann, Scheiße! Wer bin ich denn, daß ich mir vorschreiben lasse, was ich zu tun habe und was nicht!"
Der Qerl sah Xorg so durchdringend an, daß er sich verpflichtet fühlte herauszubekommen, worum es eigentlich ging. Er tat es, und es kam ihm seltsam vor.
"Ähm ... naja ..." begann Xorg beschwichtigend. "Hör mal, daß es nicht schneller geht als mit Lichtgeschwindigkeit, hat nichts mit Tempolimit zu tun, verstehst du? Auch wenn du deine Karre noch so frisiert hast, irgendwann ist Sense ... Das ist Physik, Mann ..."
Der Pinke war offensichtlich nicht in der rechten Laune, Xorg zuzuhören. Er versuchte ihm noch eine Weile klarzumachen, daß er es sich mit dem ganzen Relativitätszeugs lieber nicht verderben sollte, aber es war wirklich zwecklos, und so gab er es schließlich auf. Als der Qerl ihn einlud, mit ihm einen Überlichttrip zu versuchen, sagte er nicht nein; er hatte sowieso noch keine Ahnung, wie er wieder nach Hause kommen sollte. Vielleicht konnte es ja noch ganz lustig werden.
Xorg hatte längst aufgegeben, auf die wie blöd blinkenden und zappelnden Skalen und Anzeigen zu achten, und der Qerl hatte, seit sie eingestiegen waren, noch kein einziges Mal hingeschaut. Er hockte mit dem Steuerknüppel fest umklammert da und starrte mit glasigen Augen durch die Scheibe. Irgendwas krachte gegen die Hülle des Schiffes, aber der Pinke blinzelte nicht einmal; er hatte offenbar den Kontakt mit der Außenwelt vollständig eingestellt. Xorg fing an zu überlegen, ob es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war mitzukommen. Der Fuß des Qerl schien mit dem Gashebel zusammengewachsen zu sein; die Lichtmuster vor der Scheibe rasten immer schneller vorbei. Zwei Anzeigen fielen gleichzeitig aus, das Klappern im Heck wurde immer lauter, und irgendwie roch es nach schmorendem Kunststoff. Xorg hatte das Gefühl, als ob verschiedene Teile seines Körpers bereits bei der Hälfte der jetzigen Geschwindigkeit ausgestiegen seien, aber der Qerl beschleunigte immer noch. Ein Blinklicht verkündete, daß sie gerade dabei waren, Lichtgeschwindigkeit zu erreichen, da suchte Xorg gerade in seiner Tasche nach der blauen Rose von Aldebaran.