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A Los Angeles suburb imposed the nation's first ban on outdoor smoking in all public places. It exempts houses, backyards, patios, and balconies, but not if they adjoin public spaces such as apartment-building corridors or laundry rooms. You can smoke in your car, but not with the windows open while other people are nearby. Businesses can arrange smoking areas, but they have to be 20 feet away from doorways.
(Slate.com: Drinking While Intoxicated)
Hurra, das Rauchverbot in der Gastronomie kommt doch! Und alle freuen sich und applaudieren: "Bravo, es geht doch!" Nur der einsame Raucher reibt sich verwundert die Augen: Warum wird immer vom "Schutz der Bevölkerung" gesprochen, als wollten alle dasselbe, als ginge es um eine unheimliche außerirdische Gefahr? Gehören Raucher nicht auch irgendwie zur Bevölkerung, vielleicht sogar zur Menschheit? Wenn man sie kitzelt, lachen sie dann nicht? Wenigstens ein bißchen? Übergangen zu werden ist das Los von Minderheiten.
Die traurige Wahrheit: Um den Nichtraucherschutz geht es schon lange nicht mehr, es geht gegen die Raucher. Oder was hat es noch mit dem Schutz vor Passivrauchen zu tun, wenn öffentlichen und am besten auch gleich privaten Bediensteten das Rauchen in ihren eigenen Büros verboten werden soll? Es ist eine beunruhigende Vision vom "guten Leben", die hier mit Macht durchgedrückt werden soll; Genuß ist nur noch in Form von Wellness erlaubt, alles andere ist Laster. Schon keimen Hoffnungen, ein Rauchverbot könnte auch den Alkoholkonsum senken. Vernunft ist das Gebot der Stunde, das hat unlängst auch der SPIEGEL (7/2007:9) erkannt: "Es könnte, wenn Vernunft die Grundlage der Politik wäre, recht einfach sein: Rauchen bringt in Deutschland jährlich rund 130.000 Rauchern den Tod, ein konsequentes Nichtrauchergesetz (sic!) würde die Zahl der Tabakopfer reduzieren". Der Verdacht drängt sich auf, daß es ausschließlich Nichtraucher sind, die solche Sätze formulieren. Es sieht ganz danach aus, als wolle der nicht aufhörende Anti-Raucher-Kreuzzug vor allem die hierzulande so beliebte Haltung des Auf-dem-Sofa-Sitzens-und-Übelnehmens institutionalisieren. Witzig ist es, daß zur Zeit in den deutschen Feuilletons eine Debatte um die Toleranz geführt wird: Keine Toleranz der Intoleranz von Fundamentalisten! Gemeint sind islamische Fundamentalisten. Nicht gemeint sind Nichtraucher.
Es ist ja auch so schön, anderen Leuten etwas zu verbieten, was man selber gar nicht machen will, das befreit. Auch frustrierte Politiker, die wegen dem ganzen Globalisierungskram und so zunehmend handlungsunfähig werden. So ein nettes kleines Verbot zwischenrein kommt da immer gut. Seltsam – eigentlich soll doch immer der Markt alles regeln. Könnte man ihm dann nicht einfach auch zutrauen, Raucher in Raucherkneipen und Nichtraucher unter ihresgleichen zu lotsen? Weit gefehlt, denn immerhin geht es um ein hohes Gut: die Volksgesundheit, Dauerbrenner seit 1933 (die Zeit, zu der das Passivrauchen erfunden wurde). Unter dem "im Grundgesetz verankerten Schutz des geborenen und ungeborenen Lebens" (Deutsches Krebsforschungszentrum) macht es die Nichtraucherlobby mittlerweile kaum mehr. Da ist es auch egal, ob überhaupt Nichtraucher in der Nähe sind. Kommen dann noch die armen, unschuldigen Kinder hinzu, wird es eng. Um junge Menschen vor den schlimmen "Killerspielen" zu schützen, würde Beckstein sie am liebsten auch gleich den Erwachsenen verbieten, sicherheitshalber. Schön für die große Koalition, daß solches Denken volksparteienübergreifend funktioniert: Die SPD-Bundesdrogenbeauftragte Bätzing läßt schon mal prüfen, ob und wie es möglich ist, Rauchen beim Autofahren zu verbieten. Klar wäre das ein Eingriff in die Privatsphäre, "aber wir müssen uns ernsthaft fragen, ob Verkehrssicherheit und Gesundheitsschutz nicht höher zu bewerten sind" (FR 19.02.2007:4). Die Privatsphäre ist heutzutage sowieso nicht mehr allzuviel wert, wie die Herren Schäuble und Schily gerne bestätigen können. Und ist privates Kiffen vielleicht erlaubt? Eben! Natürlich spielt Bätzing auch noch den letzten Joker aus: Wie verantwortungslos handelt jemand, der mit Kindern im Auto sitzt und raucht! Noch ist Bätzing ihrer Zeit voraus, aber ihre Argumente haben schon etwas für sich. Tja, die Kinder ...
Schade, daß die Autolobby so stark ist, sonst müßte man das Autofahren auch gleich verbieten. Wenn nur Vernunft die Grundlage der Politik wäre! Schließlich werden jedes Jahr ganz viele Kinder totgefahren, und andere Leute auch. Und die Autoabgase (stark konzentriert vor allem in Kleinkindhöhe) sind auch nicht gerade volksgesundheitsfördernd. Überhaupt – dient Autofahren nicht nur dem Zweck, woanders hinzukommen? Dabei lauern die schlimmsten Gefahren für Leib und Leben draußen, jenseits der Haustür! Rausgehen ist insgesamt ungesund, gerade für Kinder. Was kann da nur alles passieren! Also: Vernunft zur Grundlage der Politik machen und das Verlassen der Wohnung verbieten. Gesundheitsschutz geht vor! Und weil es drinnen auch nicht ganz ungefährlich ist, sollte man die schutzbedürftige Bevölkerung am besten auf ihren Betten festschnallen und mit schadstoffarmen Breichen füttern. Dann endlich wäre die Welt vollständig kindgerecht, dann lohnte es sich zu leben. Das sind wir den kommenden Generationen doch schuldig.
Niedersachsen fährt jetzt richtig peinliche Geschütze auf, und die sonst so harmlos dreinblickende Gesundheitsministern Luttmann wird militant: "Niemand ist gezwungen, eine Rauchergaststätte zu besuchen."
Kann das wahr sein? Eine Gesundheitsministerin setzt sich vehement ein für tödliche Drogen, Krankheit und gefährliche Körperverletzung? Diese Frau gehört aus dem Amt entfernt, und zwar sofort. Bevor sie noch mehr Schaden anrichtet. RÜCKTRITT.
(Aus dem Forum von "Pro Rauchfrei e.V. – Lobby der Nichtraucher")
Dem aktuellen ZDF-Politbarometer (02.03.2007, S.11) zufolge sind nur 28 Prozent der Befragten für ein absolutes Rauchverbot in Gaststätten (zum Vergleich: Der Anteil der Nichtraucher an der Bevölkerung beträgt in Deutschland etwa 70 Prozent). 29 Prozent wollen abgetrennte Nebenzimmer für Raucher erlauben und 43 Prozent dem Wirt die Entscheidung überlassen, ob er seine Gaststätte zum Raucherlokal erklärt. Zwischen Speiselokalen und Schankwirtschaften wurde allerdings nicht unterschieden. Das ZDF selbst interpretiert das Ergebnis so: "Eine Mehrheit spricht sich für ein Rauchverbot in Gaststätten aus."
Autor: David Fischer-Kerli
Veröffentlichung: Erschienen als "Macht nur so weiter!" in: die tageszeitung 27.02.2007, S.14
"Mehrheit tolerant" in: taz vom 09.03.2007, S.13
Weiterlesen: Blog-Kommentare • Das Verschwinden der Raucher • efc-Blog: Tabak